26. Dezember 2019 | 18:30 Uhr

lawine.jpg © Youtube/Screenshot

Sieben Verschüttete gerettet

Video: Hier rollt Lawine über die Skipiste

Lawinen-Chaos in den Alpen: Nach dem Kärntner Ankogel und mehreren Lawinenabgängen in Tirol hat es auch die Schweiz erwischt.

Andermatt/Pruggern. Eine mächtige Lawine hat mindestens sechs Skiläufer in den Schweizer Alpen verschüttet. Rettungskräfte bargen zwei Leichtverletzte aus den Schneemassen, wie die Polizei im Wintersportort Andermatt mehrere Stunden nach dem Unglück am zweiten Weihnachtsfeiertag mitteilte. Vier Menschen hätten sich unverletzt aus dem Schnee befreien können oder seien von Rettern während einer groß angelegten Suchaktion herausgezogen worden.

Tags zuvor hatten Einsatzkräfte schon ein Lawinenopfer in Österreich nach fünf Stunden lebend aus dem Schnee gerettet. Angesichts dieses Zeitraums sprach der zuständige Landesleiter der Bergrettung, Michael Miggitsch, von einem "Weihnachtswunder".

Die Lawine von Andermatt war am Vormittag auf eine markierte Skipiste niedergegangen. Zunächst seien zwei Leichtverletzte geborgen worden, teilte die Kantonspolizei Uri mit. Sie seien von der Alpinen Rettung Zentralschweiz (Rega) in ein Krankenhaus geflogen worden.

Suche ging am frühen Abend weiter

Die Polizei vermutete aufgrund von Zeugenaussagen, dass noch mehr Personen verschüttet worden waren. Tatsächlich meldete sie dann am Nachmittag die vier unverletzten Verschütteten. Die Suche ging am frühen Abend weiter. "Wir suchen, bis wir den ganzen Lawinenkegel abgesucht haben und zu 100 Prozent sicher sind, dass niemand mehr unter der Schneemasse liegt", sagte Kommandant Reto Pfister von der Kantonspolizei Uri am späten Donnerstagnachmittag.
 
Pfister sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist eine Lawine von beachtlicher Größe." Im Internet kursierten Aufnahmen von der Katastrophe bei strahlendem Sonnenschein, die einen mächtigen Schneeabgang zeigten, der Skifahrer zu verschlucken schien.
 
Die betroffene Skipiste war am Morgen zum ersten Mal in dieser Saison geöffnet worden, sagte der Sprecher der Skiarena Andermatt-Sedrun, Stefan Kern. Sie musste erst noch präpariert und gesichert werden.
 
Laut dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) gilt für die Region Andermatt die Gefahrenstufe 3. Das bedeutet: erhebliche Lawinengefahr. Lawinen können schon von einzelnen Wintersportlern ausgelöst werden und gefährlich groß werden. In den vergangenen Tagen hatte es viel Neuschnee in dem Gebiet gegeben. Die Lawine löste sich laut Polizei gegen 10.50 Uhr im Gebiet Oberalp/Felli.
 
Der in Österreich verschüttete Skitourengeher war nach fünf Stunden unter dem Schnee nach Polizeiangaben stark unterkühlt und verletzt, aber außer Lebensgefahr. Er kam ins Krankenhaus in Schladming. Der 26-jährige Österreicher habe offenbar einen Luftraum vor seinem Gesicht zum Atmen gehabt, hieß es.

Mehrere Lawinenabgänge in Tirol

Sölden/Ischgl. Bei großer Lawinengefahr der Stufe vier sind in Tirol am Stephanitag drei Lawinenabgänge glimpflich ausgegangen. Zwei der Alarmierungen betrafen den freien Skiraum von Sölden (Bez. Imst), in einem Fall war Ischgl (Bez. Landeck) betroffen. Während in Ischgl niemand von den Schneemassen erfasst wurde, wurde in Sölden nach ersten Informationen der Polizei ein Wintersportler teilweise verschüttet.
 
Die teilverschüttete Person wurde von Rettern aus der misslichen Lage befreit und in Sicherheit gebracht. Der Wintersportler überstand den Lawinenabgang offenbar ohne ernsthafte Folgen.
 
Die Alarmierungen erfolgten kurz vor 12.00 Uhr bzw. knapp nach 12.30 Uhr. In Ischgl brachte eine Suche Gewissheit, dass niemand - anders als zunächst befürchtet - von den abgegangenen Schneemassen begraben worden war.

Lawinen am Kärntner Ankogel

Mallnitz. Nach drei Lawinenabgängen im Skigebiet Ankogel in Oberkärnten sind am Nachmittag des Stefanitages Dutzende Rettungskräfte von Alpinpolizei und Bergrettung im Einsatz gestanden. Bei einer Lawine wurden vier Wintersportler hüfthoch verschüttet, sie konnten sich großteils selbst befreien. Bei zwei weiteren gab es unterschiedliche Angaben von Augenzeugen, weshalb die Retter die Lawinenkegel absuchten.
 
Das Skigebiet wurde von der Alpinpolizei gesperrt, da während der Bergungsarbeiten nach Angaben der Hochgebirgsbahnen Ankogel-Mallnitz Freerider im freien Skiraum ein Schneebrett losgetreten hatten. Die Bergstation liegt auf 2.636 Meter Seehöhe. Die weiteren Lawinen waren gegen Mittag abgegangen.
 
Bei der zweiten Lawine soll es keine Verschütteten gegeben haben. Die Suche beim dritten Lawinenkegel, der sich bis auf eine Piste erstreckte, gestaltete sich die Vorgangsweise langwierig. "Auf der Piste haben Skifahrer für gewöhnlich keinen Lawinenpieps dabei", sagte ein Polizist zur APA. Deshalb musste das Gebiet mühselig mit langen, schmalen Lawinensonden abgesucht werden.
 
Bei den Hochgebirgsbahnen Ankogel sprach man bezüglich einer der Lawinenauslösungen von "rücksichtslosem Verhalten von Freeridern". Die Suche wurde von Alpinpolizisten der Alpinen Einsatzgruppe (AEG) Spittal/Drau durchgeführt. Im Einsatz standen auch mehreren Bergrettungs-Ortsstellen - in Oberkärnten war aufgrund der personalintensiven Suche Bergrettungs-Gebietsalarm gegeben worden. War am Vormittag auch der ÖAMTC-Rettungshubschrauber Christophorus 7 aus Lienz-Nikolsdorf im Einsatz gestanden, so war am Nachmittag noch der Polizeihelikopter "Libelle" der Flugeinsatzstelle Klagenfurt im Ankogel-Gebiet. Auch Mitarbeiter der Hochgebirgsbahnen unterstützen die Suche mit Mannschaften und Gerät.

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