25. August 2016 | 09:00 Uhr

kirchturm95.jpg © AFP

Erdbeben

Italien: Familie von Kirchturm erschlagen

Hunderte Schicksale in den vom Erdbeben zerstörten Städten Mittelitaliens:

Verzweifelt sitzt die Frau auf den Mauerresten ihres Hauses in Amatrice. Sie hat überlebt. Ein Wunder.

Im Nachbarort Accumoli stürzte der gerade renovierte Glockenturm einer Kirche ein. Die Glocke krachte auf das Haus einer vierköpfigen Familie. Andrea Tuccio, seine Frau Graziella und ihre Söhne Riccardo und Stefano wurden erschlagen.

In Arquata del Tronto wurde Martina Turco mit ihrer eineinhalbjährigen Tochter vom Beben überrascht. Vor sieben Jahren war sie wegen des schweren Bebens in L'Aquila hierhergezogen. Jetzt starb die Tochter, sie überlebte.

Kritik an schlechter Bauqualität

Nach dem verheerenden Beben übten Experten scharfe Kritik an der Qualität der Bausubstanz in Gebieten mit erhöhtem Risiko.

Italien müsse sich an Kalifornien und Japan ein Beispiel nehmen, die mit dem Problem wiederholter Erdbeben leben und massiv in die Sicherheit der Gebäude investiert haben, meinten angesehene Experten. Der Vulkanologe und Erdbebenexperte Enzo Boschi kritisierte, dass in Italien nur nach schweren Erdbeben nach erdbebensicheren Standards gebaut werde. Er brachte das Beispiel der umbrischen Stadt Norcia. Hier waren bei einem Erdbeben 1979 fünf Menschen ums Leben gekommen worden. Danach wurden Häuser nach modernsten Sicherheitsstandards neu aufgebaut. Die umbrische Kleinstadt hat bei dem Erdbeben am Mittwoch kaum Schäden erlitten.

Fast 26 Millionen Menschen leben in Italien in Gebieten mit erhöhtem Erdbeben-Risiko, das sind 45 Prozent der Bevölkerung, berichteten italienische Medien. Sieben Millionen Gebäude sind gefährdet, sollte es zu einem stärkeren Erdstoß kommen. 80.000 öffentliche Gebäude wie Schulen und Krankenhäuser wurden nicht nach den modernen Sicherheitsstandards errichtet.
 

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