17. Oktober 2016 | 08:29 Uhr
Australien
Behörde: Great Barrier Reef "nicht tot"
Streit nach bisher schlimmster Korallen-Bleiche durch Klimaphänomen El Nino.
Das größte Korallenriff der Welt, das Great Barrier Reef in Australien, ist nach Angaben der Marineparkbehörde durch die Korallenbleiche vergangener Monate zwar angegriffen, aber nicht tot. Behördenchef Russell Reichelt reagierte am Sonntag verärgert auf einen viel zitierten "Nachruf" auf das Riff, den ein Journalist und Essay-Schreiber veröffentlicht hatte.
"Das Great Barrier Reef in Australien ist nach langer Krankheit 2016 verstorben. Es war 25 Millionen Jahre alt", schrieb Rowan Jacobsen vergangene Woche auf dem Portal "globalreseach.ca", das nach Angaben der Website eine unabhängige Forschungs- und Medienorganisation in Kanada betreibt. "Niemand weiß, ob ernste Anstrengungen das Riff hätten retten können, aber es ist klar, dass solche Anstrengungen nicht unternommen wurden."
"Unwahr"
"Unverantwortlich und unwahr", konterte Reichelt. Solche Schlagzeilen seien fatalistisch und trügen nicht zum Schutz des Riffs bei. Insgesamt seien fast ein Viertel der Korallen, 22 Prozent, in den vergangenen Monaten abgestorben, räumte er ein. Grund sei die schlimmste Korallenbleiche gewesen, die das Riff je erlebt habe. Sie gehe auf das Wetterphänomen El Nino zurück und den Anstieg der Meerestemperaturen durch den Klimawandel.
Die 22 Prozent sind ein Durchschnittswert, wie Reichelt einräumt. Im nördlichen Teil des Riffs ist die Lage viel dramatischer: Dort sind nach Angaben von Meeresbiologen der James Cook-Universität mehr als 90 Prozent der Korallenstöcke betroffen. Vielerorts seien mehr als ein Drittel der Korallen abgestorben. Südlich von Port Douglas und Cairns, wo viele Touristenboote zu dem Weltnaturwunder aufbrechen, waren die Schäden deutlich geringer.
Nach Angaben von Reichelt war die Korallendecke in den drei Jahren vor der jüngsten Bleiche insgesamt um 19 Prozent gewachsen. Die Regierung habe für die nächsten zehn Jahre zwei Milliarden australische Dollar (etwa 1,4 Milliarden Euro) für Schutzmaßnahmen bereitgestellt. Meeresschützer klagen, dass die Regierung mit dem Ausbau der Kohleindustrie zum Klimawandel, der das Riff bedroht, beiträgt. Der Ausbau der Kohlehäfen an der Ostküste bringe noch mehr Schiffe in die Region, die das Riff weiter belasten.