25. Juli 2018 | 16:37 Uhr
oe24.TV-Reporter in der Flammenhölle
Athen: Suche nach Opfern des Infernos geht weiter
Tragische Szenen in Griechenland: Menschen bei Flucht vor Flammen in Autos verbrannt.
Mit rund 80 Toten ist er schon jetzt der folgenschwerste Waldbrand in Griechenland seit gut 40 Jahren, aber noch sind nicht alle Vermissten gefunden: Nach dem verheerenden Feuer nahe von Athen haben Einsatzkräfte ihre Suche nach möglichen weiteren Opfern am Mittwoch fortgesetzt. Im westlich der Hauptstadt gelegenen Küstenort Kineta kämpfte die Feuerwehr unterdessen gegen einen weiteren Waldbrand.
Nach dem Feuer im Ferienort Mati und in der benachbarten Hafenstadt Rafina seien bisher 79 Todesopfer entdeckt worden, teilte Feuerwehrsprecherin Stavroula Maliri mit. Einige wurden in ihren Autos entdeckt, mit denen sie vor dem Inferno hatten fliehen wollen. Die Suche nach möglichen weiteren Opfern werde fortgesetzt. 1977 waren bei Waldbränden auf der Halbinsel Peloponnes und der Insel Euböa 77 Menschen ums Leben gekommen.
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Weitere Opfer befürchtet
Insbesondere im Ferienort Mati und in Kokkino Limanaki, einem Viertel der rund 40 Kilometer von Athen entfernten Hafenstadt Rafina, wurden noch weitere Opfer befürchtet. Laut Maliri gingen bei der Feuerwehr Dutzende Anrufe von Menschen ein, die ihre Angehörigen suchten. Ob die Betreffenden unter den 79 Toten seien, sei wegen des Zustands der Leichen noch nicht zu beantworten.
Der Waldbrand hatte sich ungewöhnlich schnell ausgebreitet. Insgesamt 187 Menschen wurden nach Behördenangaben mit zum Teil schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. 82 von ihnen wurden dort am Dienstagabend weiterhin behandelt, unter ihnen ein Dutzend Kinder.
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Einwohner und Experten begannen am Mittwoch damit, das Ausmaß der Schäden festzustellen. "Die Urlaubssaison ist vorbei, wie sollen wir diese Schäden reparieren?", sagte die 45-jährige Mahi Kourassi, die in Mati Ferienwohnungen vermietet. "Zum Glück sind wir am Leben."
Suche nach den Schuldigen
Der Brand in Mati war am Dienstag eingedämmt, doch im 50 Kilometer westlich der Hauptstadt gelegenen Küstenort Kineta wütete am Mittwoch den dritten Tag in Folge ein Feuer, das zahlreiche Häuser und Autos zerstörte. Häuser waren nach Angaben der Feuerwehr vorerst nicht bedroht, vorsorglich seien aber einige Viertel von Kineta evakuiert worden.
Unterdessen ging die Suche nach den Schuldigen der Katastrophe weiter. Die Staatsanwaltschaft am Obersten Gerichtshof leitete Ermittlungen zu den Ursachen der Brände ein. In den Medien wurde über einen kriminellen Hintergrund spekuliert: Spekulanten könnten die Brände gelegt haben, um die abgebrannten Ländereien später in Bauland umzuwidmen.
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Aber auch Vorwürfe, die Regierung habe zu spät reagiert, wurden laut. Unter dem Titel "Das Land ist nackt" kritisierte die oppositionelle Zeitung "Ta Nea" "die Unfähigkeit (...) und das Scheitern der Regierung, ihre Bürger ein paar Kilometer von Athen entfernt zu schützen". Das Nachrichtenportal "BankingNews" schrieb, die Regierung habe keinen Mechanismus für eine Reaktion auf solche Katastrophen. Ein hochrangiger Vertreter des Zivilschutzes sagte der Zeitung "Kathimerini", das Feuer habe sich wegen der schnellen Winde einfach zu schnell ausgebreitet, um den Evakuierungsplan aktivieren zu können.
Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides, besuchte Griechenland am Dienstag und sicherte der Regierung "europäische Solidarität" zu. Länder wie Italien und Rumänien haben bereits Hilfe geschickt. Auf der Website "GoFundMe" wurden mehrere Spendenaktionen für die Brandopfer in Griechenland gestartet.