23. Dezember 2023 | 13:57 Uhr
Hochwasser in OÖ
Sturm ''Zoltan'' verursacht Feuerwehreinsätze von Tirol bis Niederösterreich
Auch in der Nacht auf Samstag hat Sturmtief "Zoltan" die Einsatzkräfte von Tirol bis Niederösterreich gefordert.
Im Land unter der Enns rückten die Helfer 130 Mal aus, teilte Franz Resperger vom NÖ-Feuerwehrlandeskommando mit. In Oberösterreich waren 5.000 Feuerwehrleute bei 470 Einsätzen, in Salzburg 2.000 bei 500 Einsätzen. Zahlreiche Straßensperren und Murenabgänge wurden in Tirol registriert. In OÖ waren bis zu 14.000 und in Salzburg bis zu 5.000 Haushalte ohne Strom.
© Freiwillige Feuerwehr Grossgmain
In Niederösterreich kommen die Helfer seit Donnerstagabend nicht zur Ruhe. Am Samstag wurden alleine seit Mitternacht 205 entwurzelte und umgestürzte Bäume von Straßen sowie aus Telefon- und Stromleitungen beseitigt, berichtete Resperger. Samstagmittag standen in Summe 120 Feuerwehren im Einsatz. Aufgrund nasser und glitschiger Fahrbahnen wurden zudem binnen zwölf Stunden rund 70 Verkehrsunfälle - allesamt laut bisherigen Informationen ohne Schwerverletzte - verzeichnet.
Samstagvormittag waren die Helfer abseits des Sturms zunehmend mit Hochwasser, Vermurungen und Überflutungen konfrontiert. "Vor allem in den Bezirken Krems, Melk, Neunkirchen, St. Pölten und Wiener Neustadt haben bereits einige Bäche die Hochwassergrenzen erreicht. Zudem stehen mehrere Keller und Straßenunterführungen unter Wasser", hielt Resperger fest.
© Freiwillige Feuerwehr Grossgmain
Allgemein blieb die Lage im Bundesland angespannt. "Entwarnung kann auch am heutigen Tag noch nicht gegeben werden", betonte der Feuerwehrsprecher. Nervosität herrschte entlang der Donau, wo in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) und in der Katastralgemeinde Kritzendorf die Hochwasseralarmgrenze überschritten worden ist. Im ganzjährig besiedelten Strombad Kritzendorf entscheidet die Feuerwehr Samstagnachmittag über die Errichtung des mobilen Hochwasserschutzes. "Man rechnet zwar mit keiner bedrohlichen Überschwemmung, dennoch besteht die Gefahr, dass die Donau bei zusätzlicher Schneeschmelze in den nächsten Tagen weiter ansteigen wird", blickte Resperger voraus. Ein Thema blieb auch die Lawinengefahr. In den Türnitzer und den Ybbstaler Alpen, im Gippel-Göllergebiet sowie in der Rax-Schneeberggruppe wurde das Risiko oberhalb der Waldgrenze als groß (Stufe 4 von 5) eingestuft.
In Oberösterreich verteilten sich die Sturmeinsätze über das gesamte Bundesland. Seit der Nacht leisteten rund 5.000 Helferinnen und Helfer von 323 Feuerwehren mehr als 470 Einsätze. Im Lauf des Samstags verschärfte sich vor allem die Situation mit Hochwasser. Mittags betrafen bereits 30 Prozent der Einsätze Überschwemmungen, teilte die Landeswarnzentrale mit. Die anhaltenden Regenfälle ließen vor allem im Salzkammergut, in der Phyrn-Eisenwurzen-Region und im Mühlviertel die Pegel stark steigen. "Wir rechnen somit landesweit mit kleinräumigen Überflutungen und dem daraus resultierenden Einsatzgeschehen."
© Freiwillige Feuerwehr Grossgmain
In der Nacht auf Samstag standen außerdem in Oberösterreich bis zu 14.000 Haushalte ohne Strom. Viele Leitungen konnten repariert werden, mittags waren aber immer noch rund 3.700 Haushalte ohne Versorgung, so Netz OÖ.
In Salzburg war am stärksten der Norden des Landes betroffen, also die Landeshauptstadt, der Flachgau und der Tennengau. Seit Beginn des Sturmeinsatzes Donnerstagabend halfen bis Samstagmittag rund 2.000 Feuerwehrleute von ca. 80 Feuerwehren bei 500 Einsätzen. Der größte Teil davon betraf umgestürzte Bäume, etliche Male mussten auch Fahrzeuge geborgen und vereinzelt auch Objekte ausgepumpt werden. In Bischofshofen und St. Johann im Pongau gingen auch Muren ab. Vor allem im Flachgau und im Tennengau kam es zu Stromausfällen, in der Nacht waren bis zu 5.000 Haushalte betroffen. Zu Mittag waren es noch rund 800 Haushalte, teilte die Salzburg AG mit. Wie lange die Arbeiten zur Wiederherstellung der Versorgung noch dauern, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden.
Der Katastrophenschutz des Landes Salzburg warnte Samstagmittag vor der Lawinengefahr, die von teils Warnstufe 4 (groß) auf Warnstufe 5 (sehr groß) steigen werde, spontane Abgänge auch von extrem großen Lawinen seien dann möglich.
In Tirol ereigneten sich die Unwetterschäden in der Nacht auf Samstag "übers ganze Land verteilt" und zogen "entwurzelte Bäume und blockierte Straßen" nach sich, hieß es seitens der Leitstelle Tirol zur APA. Freitagabend wurde die Alpbacher Landesstraße (L5) in Reith auf einer Länge von 15 Metern verlegt. Ein Auto wurde von der Mure von der Straße geschoben und gegen einen Baum gedrückt. Der 25-jährige ungarische Autolenker wurde dabei leicht verletzt, seine 21-jährige Beifahrerin blieb unverletzt. In Mötz (Bezirk Imst) musste ein Wohnhaus evakuiert werden, nachdem eine Mure auf die Terrasse eines Wohnhauses abgegangen war. Auch in Wenns wurde eine Straße nach einem Hangrutsch unterspült. Wegen eines Steinschlags wurden in der Nacht auf Samstag in Mils bei Imst vier Wohnhäuser evakuiert. Ein etwa vier mal vier Meter großer Felsblock durchschlug einen Schuppen und drückte einen Strommast um. Es wurde niemand verletzt.
Aufgrund der Wettersituation waren einige höher gelegene Straßen aufgrund von Lawinengefahr gesperrt, in weiten Teilen herrschte große Lawinengefahr (Stufe 4). Betroffen war Samstagmittag vor allem noch der Bezirk Reutte. Laut einer Aussendung des Landes liefen dort die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Dennoch waren die Gemeinden Gramais und Pfafflar noch nicht erreichbar, die Straße nach Kaisers sollte gegen Mittag wieder befahrbar sein. Dagegen war das seit Freitagabend wegen Lawinengefahr gesperrte hintere Ötztal mitsamt dem Wintersportort Obergurgl wieder erreichbar. Im Pitztal wurden die Verbindungen nach einem Murenabgang wieder für den Verkehr freigegeben.
Keine Störungen gab es dagegen Samstagfrüh im Zugverkehr. Laut Streckeninfo der ÖBB kam es in Tirol zu keinen Unwetterschäden. In Vorarlberg blieb es ebenfalls ruhig, wie es auf APA-Anfrage seitens der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) hieß.
In Kärnten herrschte nach den Schneefällen auf höher gelegenen Bergstraßen eine Zeit lang Kettenpflicht, so etwa auf der Katschbergstraße (B99) und der Passstraße (B95) über die Turracher Höhe zwischen Kärnten und der Steiermark. In der Obersteiermark und in der nördlichen Oststeiermark waren in der Nacht auf Samstag die Feuerwehren aufgrund des Neuschnees und des teilweise starken Windes gefordert. Fahrzeuge waren zu bergen und umgestürzte Bäume zu beseitigen, vor allem in den Bereichen Bruck, Hartberg, Liezen, Mürzzuschlag und Weiz. Relativ ruhig blieb die Lage vorerst im Burgenland. In der Nacht auf Samstag wurden 30 Feuerwehreinsätze gezählt. Der Löwenanteil betraf laut Landessicherheitszentrale Verkehrsunfälle.