08. November 2024 | 07:59 Uhr
"Alarmstufe Rot"
Versicherung warnt: "Österreich brennt und ertrinkt zugleich"
Hitze, Dürre, Überschwemmungen - die Welt steht vor einem Wendepunkt: IIASA-Generaldirektor Hans Joachim Schellnhuber warnt vor dramatischen Entwicklungen.
Extreme Wetterereignisse von Dürren bis hin zu Überschwemmungen häufen sich - das würde die Dringlichkeit, dem menschengemachten Klimawandel entgegenzuwirken, unterstreichen, schreibt die Österreichische Hagelversicherung in einer Aussendung. Die Erderwärmung bringe die Menschen global, kontinental und national immer näher an die Grenzen des zivilisatorischen Zusammenlebens. Verschärft werde die Situation durch ein hausgemachtes Problem: den Bodenverbrauch.
Weinberger: "Österreich brennt und ertrinkt zugleich"
"Der Klimawandel ist kein hysterisches Gerede, sondern eine nachweisbare Realität. Wir verzeichnen Rekordwerte bei CO₂, Hitzetagen und bei Extremwetterereignissen. Österreich brennt und ertrinkt zugleich: Wir müssen endlich handeln! Und: Wenn Österreich weiterhin Boden in diesem Tempo verbaut, gefährden wir die eigene Lebensmittelproduktion noch mehr. Daher müssen wir unsere wertvollen landwirtschaftlichen Flächen vor weiterer Verbauung schützen und einen sofortigen Verbauungsstopp einleiten", sagt der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger.
Klimaforscher und Generaldirektor des "Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse" (IIASA), Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber warnt: "Das Klimasystem hat begonnen zu 'zappeln'. Die Temperaturrekorde der Jahre 2023 und 2024 und die damit verbundenen Naturkatastrophen müssen uns alle wachrütteln. Nicht der Klimaschutz ist die Gefahr, sondern unser zögerliches Handeln, das uns und unseren Kindern die Zukunft nimmt. Uns steht im wahrsten Sinn des Wortes das Wasser bis zum Hals. Das hängt auch ursächlich mit dem Bodenverbrauch zusammen."
Bodenversiegelung als verschärfender Faktor
Schellnhuber stellte klar, dass die häufigeren und intensiveren Extremwetterereignisse - von Dürren über Stürme bis zu Überschwemmungen - eindeutig auf den Klimawandel zurückzuführen seien. Ein verschärfender Faktor im Bezug auf Überschwemmungen ist die fortwährende Bodenversiegelung, insbesondere hier in Österreich. Was früher versickern konnte, überflute heute unsere Straßen, Schienen und Häuser. Auch das gehöre zu den grob fahrlässigen Handlungen, die unsere Lebensgrundlage untergraben. "Die Natur kann ohne uns existieren, aber wir sind auf die Natur angewiesen", so der Klimaforscher.
Der Klimawandel und der Verlust an landwirtschaftlicher Fläche würden Österreich vor massive Herausforderungen stellen: Die CO₂-Konzentration erreichte 2023 mit 425 ppm einen historischen Höchststand, Wien verzeichnete mit 52 Hitzetagen einen neuen Rekord. In den 1980er Jahren waren es durchschnittlich noch 13 Hitzetage. Häufigere Extremwetterereignisse wie Dürre, Starkregenfälle und Überschwemmungen verdeutlichen die Dringlichkeit der Klimakrise. "Um Österreich als Agrarland zu bewahren und die Versorgungssicherheit zu stärken, sind dringende Maßnahmen - wie ein Stopp des Bodenverbrauchs - notwendig", so Weinberger.
"Die Zeichen sind deutlich und die Fakten unbestreitbar. Wirtschaftswachstum darf nicht auf Kosten der Natur gehen. Was Österreich jetzt braucht, ist eine kluge Wirtschaftsweise, die Natur, Umwelt und Böden in das wirtschaftliche Denken integriert. Es ist unsere Pflicht, den kommenden Generationen ein lebenswertes Österreich zu hinterlassen: ein 'Land der Äcker, zukunftsreich'", sagt Weinberger.