02. Juni 2018 | 10:00 Uhr

Nach schweren Unwettern

Muren & Überflutungen sorgen für Chaos in Österreich

Überflutete Felder und Keller, vermurte Straßen und Feuerwehren im Dauereinsatz - die schreckliche Unwetter-Bilanz.

Nach den sintflutartigen Regenfällen am Freitagabend sind in Wagrain im Salzburger Pongau mehrere Muren abgegangen. Die Ortsausfahrt der L214 in Richtung Kleinarl wurde auf über 300 Metern vermurt und eine Unterführung zwei Meter hoch mit Geröll verschüttet, berichtete die Polizei Salzburg. Die Landstraße wurde gesperrt.

Die Freiwillige Feuerwehr Wagrain und mehrere Bagger sind bei den Aufräumarbeiten im Einsatz. Auch die Bundesstraße Richtung St. Johann wurde von mehreren Murenabgängen verlegt. Zwei Stunden lang musste die Feuerwehr zusammen mit der Straßenmeisterei arbeiten, um die Straße von Schlamm und Geröll zu befreien. Gegen 20:30 Uhr war die Bundesstraße schließlich wieder befahrbar. Verletzt wurde bei den Murenabgängen niemand.

Hunderte Feuerwehrweinsätze

Niederösterreich, Steiermark, Burgenland und Kärnten waren am stärksten von heftigen Regenschauern und Gewittern betroffen. Im Südburgenland sind die Schäden so groß, dass das Land eine Hilfe für Opfer der Unwetter zusicherte.

Rund 120 Feuerwehreinsätze im Burgenland

Starkregen hat am Freitagnachmittag für einen Großeinsatz der Feuerwehren im Südburgenland gesorgt. Über 50 Feuerwehren mit rund 540 Mitgliedern wurden alarmiert, berichtete der im Bezirksführungsstab Oberwart für die Einsatzleitung zuständige Martin Ulreich. Die Zahl der Einsätze schätzte er auf rund 150.
 
Stadtfeuerwehr-Oberwart.jpg © Stadtfeuerwehr Oberwart
 
Die ersten Alarmierungen habe es gegen 13.30 Uhr gegeben. Die Feuerwehren hatten mit überfluteten Straßen und Kellern, Vermurungen, Hangrutschen und im Wasser abgesoffenen Autos zu kämpfen. Weiters waren rund 3.000 Sandsäcke in Verwendung. Auch vier Katastrophenhilfsdienst-Züge, zwei davon aus der Steiermark, wurden hinzugezogen.

Hochwasser im Burgenland:

Laut der Landessicherheitszentrale Burgenland waren Loipersdorf-Kitzladen, Grafenschachen, Markt Allhau, Riedlingsdorf, Pinkafeld und Buchschachen (alle Bezirk Oberwart) besonders betroffen. Im Bezirk Güssing kam es aufgrund von Starkregen zu Verkehrsunfällen mit zwei Verletzten. In Grafenschachen war ein Kriseninterventionsteam im Einsatz.
 
Das Wasser stehe auf den Straßen bis zu 70 Zentimeter hoch, berichtete Ulreich. "Da gibt's kein Vorankommen." In Pinkafeld sei zudem ein Wirtschaftsgebäude aufgrund eines Blitzschlages ausgebrannt. In Riedlingsdorf musste ein Wagenlenker aus dem Fahrzeug befreit werden, der von den Wassermassen überrascht worden war und den Wagen nicht mehr ohne fremde Hilfe verlassen konnte, berichtete die Feuerwehr Riedlingsdorf.

Loipersdorf-Kitzladen sei am schlimmsten betroffen, meinte Ulreich. Dort stünden schätzungsweise drei Viertel der Ortschaft unter Wasser. "Die Lage war dort längere Zeit unübersichtlich", so der Einsatzleiter. Freitagabend waren noch etwa 20 Feuerwehren in der Gemeinde im Einsatz.
 
Die Feuerwehren wären zurzeit vor allem mit Auspumparbeiten beschäftigt. "Das Kellerauspumpen geht sicherlich noch die ganze Nacht hindurch", so die Einschätzung Ulreichs am Freitagabend. Zumindest konnte aber am späten Abend leicht Entwarnung gegeben werden. Die Pegelstände beim Stögersbach und bei der Pinka gingen zurück, berichtete die Landessicherheitszentrale. Laut Feuerwehralarmzentrale beschränkten sich die Einsätze noch auf Grafenschachen, Markt Allhau, Loipersdorf-Kitzladen und Buchschachen (alle Bezirk Oberwart).

Unwetter im Südburgenland - Land sichert Hilfe zu

Das Land Burgenland hat den Opfern der schweren Unwetter am Freitag rasche und unbürokratische Hilfe zugesagt. "Wir werden alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen und den betroffenen Menschen rasch helfen", teilten Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) und Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz (FPÖ) per Aussendung mit. Für die Geschädigten gebe es eine Katastrophenbeihilfe.

Steiermark

Die Feuerwehren im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld hatten es mit überschwemmten Straßen, über die Ufer tretenden Bächen, gefluteten Kellern und Murenabgängen zu tun. Teilweise waren innerhalb von zwei Stunden bis zu 95 Liter Regen pro Quadratmeter niedergegangen. Eine Autolenkerin war von den Wassermassen überrascht worden und konnte sich nicht mehr aus ihrem Fahrzeug befreien. Sie wurde von Feuerwehrleuten geborgen. "Die punktuell starken Regenfälle forderten uns sehr", sagte Bereichsfeuerwehrkommandant Thomas Gruber in einer Aussendung. Die ÖBB-Strecke Friedberg-Pinkafeld musste wegen Beschädigungen gesperrt werden.
 
 
Unwetter in der Oststeiermark © APA/PRESSEDIENST BFV HARTBERG
 
 
Im Bezirk Weiz wurden bis zum späten Nachmittag 20 Einsätze für elf Wehren gemeldet - vor allem entlang der Raab. Einsätze wurden auch rund um Strallegg, Birkfeld und Passail abgearbeitet.
 
In einer Siedlung im östlichen Stadtgebiet von Hartberg konnten Äcker das Wasser nicht mehr aufnehmen. Einer der Betroffenen schilderte gegenüber der APA: "Erst hat es gehagelt, dann kam das Wasser vom Acker über Nachbargärten in unseren. Binnen weniger Minuten war unser Garten ein Teich." Bei der Abfahrt der Südautobahn (A2) gab es ebenfalls vorübergehend Probleme mit hohem Wasserstand.
 
APA-HANDOUT--STEIERMARK-UNW.jpg © APA/JOACHIM UNGER In Hartberg wurde eine Siedlung mehrerer Reihenhäuser vom Oberflächenwasser der benachbarten Äcker überflutet.
 

Feuerwehreinsätze auch in Niederösterreich

Auch für Niederösterreichs Feuerwehren hat es am Freitag Dutzende Unwettereinsätze gegeben. Keller wurden überflutet und Straßen überschwemmt. Betroffen war der südliche Landesteil, vor allem die Bucklige Welt. In den Bezirken Neunkirchen, Wiener Neustadt und auch Baden seien bis zum Nachmittag rund 300 Einsatzkräfte ausgerückt, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger dem ORF NÖ.
 
Feuerwehr-Dietmanns--Josef-.jpg © Feuerwehr Dietmanns / Josef Kugler

Starkregen setzte Orte im Waldviertel unter Wasser

Nach Angaben des Bezirksfeuerwehrkommandos Waidhofen an der Thaya hat Starkregen am Freitagnachmittag Ortsteile von Waidhofen unter Wasser gesetzt. Gegen 16.00 Uhr hatte sich eine Gewitterzelle über Matzles entladen, binnen weniger Minuten seien enorme Regenmengen gefallen.
 
BFK-Waidhofen-a.-d.jpg © BFK Waidhofen a. d. Thaya _ Stefan Mayer
 
Schlammmassen drangen in sechs Keller ein, fünf Feuerwehren standen mit Unterwasserpumpen und einer Großpumpanlage im Einsatz. Auch in Pyhra und Altwaidhofen (ebenfalls Gemeinde Waidhofen an der Thaya) waren zwei Feuerwehren damit beschäftigt, Unwetterschäden zu beseitigen.

Überflutete Keller und vermurte Straßen in Kärnten 

Eine Unwetterfront mit Starkregen und Hagel ist am Donnerstagabend über Kärnten hinweggezogen und hat für rund 70 Feuerwehreinsätze gesorgt. Am stärksten betroffen waren die Bezirke Spittal und St. Veit. Straßen und Keller waren überflutet, der Boden konnte die großen Regenmengen in der kurzen Zeit nicht mehr aufnehmen. Am Freitag waren die Aufräumarbeiten noch in vollem Gange.
 
Die letzte verbliebene Straßensperre am Freitag in der Früh betraf die Katschberg Straße (B99) zwischen Lieserbrücke und Trebesing. Der Verkehr wurde über die Trebesinger Straße und die Tauernautobahn (A10) umgeleitet. Voraussichtlich bis Mittag sollte die Katschberg Straße wieder befahrbar sein, hieß es auf APA-Anfrage bei der Polizei.
 
Im besonders betroffenen Seeboden floss am Donnerstag auf den Straßen der Schlamm mehrere Zentimeter hoch. In Bad Kleinkirchheim waren laut Polizei auch Tiefgaragen überflutet. Im Görtschitztal in Klein St. Paul wurden die Bundesstraße (B92) und mehrere Gemeindestraßen vermurt, außerdem Keller überflutet. In Wieting trat der Katschnigbach über die Ufer und unterspülte die Stützmauer eines Bauernhofs. Die Gemeindestraße in den Katschniggraben war wegen Murenabgängen unpassierbar.
 

Auch Volksschule verschlammt

 
In St. Andrä im Lavanttal wurden laut Polizei nicht nur 21 Wohnhaus-Keller, sondern auch die Volksschule St. Ulrich verschlammt. Ob am Montag dort unterrichtet werden kann, war zunächst unklar. Im Görtschitztal musste die Bundesstraße (B92) immer wieder kurzzeitig wegen Muren und Überflutungen gesperrt werden. Auch eine Gleisanlage wurde von Geröll verlegt. Der Fladnitzweg in Klein St. Paul wurde wegen umgestürzter Bäume unpassierbar. Mehrere Keller und das örtliche Kulturhaus wurden überschwemmt.

In Reichenfels traten mehrere Bäche über die Ufer. Über abschüssige Wiesen floss das viele Regenwasser in Strömen ab. Auch hier wurden einige Keller geflutet und Straßen vermurt.
 

Ausblick für die nächsten Tage

Heute Samstag startet der Tag am Alpennordrand von Salzburg ostwärts bis ins Burgenland bereits wechselhaft mit teils gewittrigen Regenschauern. Überall sonst ist es zunächst noch teils sonnig. Die Gewitterneigung steigt im Tagesverlauf aber wieder verbreitet an, mit Schwerpunkt im Bergland sowie im Süden und Südosten. Im Norden und Nordosten ist es voraussichtlich etwas stabiler, einzelne Schauer sind aber auch hier möglich. Im Norden und Osten bläst mäßiger bis lebhafter Westwind. Erneut liegen die Frühtemperaturen bei zwölf bis 19 Grad und erreichen tagsüber 23 bis 29 Grad.
 
Am Sonntag ist es mit Zwischenhocheinfluss verbreitet sonnig und auch wieder sommerlich warm mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 24 und 30 Grad. Nur isolierte Gewitter sind zu erwarten, am ehesten im Berg- und Hügelland südlich des Alpenhauptkammes. Der Wind weht schwach bis mäßig aus West bis Nordwest. Die Frühwerte liegen bei 13 bis 19 Grad.
 
Am Montag ist es während der ersten Tageshälfte verbreitet recht sonnig und warm. Die Schwerpunkte der nachmittäglichen Gewittertätigkeit liegen im Westen sowie ganz im Osten. Nördlich der Donau sind kaum Gewitter zu erwarten, es ist schwach windig. Die Frühtemperaturen liegen bei zwölf bis 20 Grad, die Tageshöchsttemperaturen bei 24 bis 30 Grad.
 
Am Dienstag bleibt schwacher Störungseinfluss im Ostalpenraum wetterbestimmend und sorgt für verbreitet labile Verhältnisse mit nachmittäglichen Gewittern. Der Sonnenschein ermöglicht jedoch sommerliche Tagesmaxima mit bis zu 30 Grad.

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Teils zäher Nebel, sonst sehr sonnig, -2/+10°

Über den Niederungen des Nordens, Ostens und Südostens sind gebietsweise Boden- und Hochnebelfelder vorhanden, die Nebelobergrenze liegt zwischen 400 und 800m Seehöhe. Entlang und nördlich der Donau wird der Nebel oft ganztägig beständig bleiben, sonst löst sich der Nebel um die Mittagszeit oft auf. Abseits der Nebelfelder scheint die Sonne. Erst am Abend ziehen im Westen erste hohe Wolken auf. Der Wind kommt schwach bis mäßig, entlang der Alpennordseite lebhaft bis kräftig, aus Ost bis Südwest. Am Morgen umspannen die Temperaturen minus 7 bis plus 5 Grad, am frühen Nachmittag je nach Nebel oder Sonne 2 bis 15 Grad.
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