15. Mai 2017 | 10:26 Uhr

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Wald

Neue Hoffnung im Kampf gegen Eschen-Sterben

Eingeschleppter Schlauchpilz tötet Bäume - eine neue Entdeckung gibt nun Hoffnung.

Vor rund zehn Jahren wurde eine tödliche Bedrohung für den Eschenbestand in Österreich erkannt: Hymenoscyphus fraxineus, ein vermutlich mit asiatischen Eschenarten eingeschleppter Schlauchpilz. "Das Erhalten überlebensfähiger Populationen ist die einzige Möglichkeit, dem zu begegnen", sagte Thomas Geburek vom Bundesforschungszentrum für Wald. In einem Versuchsgarten bei Tulln wird das umgesetzt.

Der Schlauchpilz führt normalerweise zum Absterben des gesamten Baumes. Das sogenannte Eschentriebsterben hat inzwischen in fast ganz Europa eingesetzt. Aktuell ist deswegen sogar der Donau-Auwald in Korneuburg seit vergangenem Dezember gesperrt, da die toten, umstürzenden Bäume auch potenzielle Lebensgefahr für Menschen bedeuten können.

Suche nach Überlebenden
Doch es gibt Ausnahmen, denn einzelne Exemplare der verschiedenen heimischen Eschenarten können sich gegen den Schädling behaupten. Und das ist der Ausgangspunkt der vor zwei Jahren vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) und der Universität für Bodenkultur Wien (Boku) gestarteten Initiative namens "Esche in Not". "Wir haben gute Chancen, die Esche langfristig zu erhalten", prognostizierte Geburek, der am BFW das Institut für Waldgenetik leitet, die Zukunft des nicht nur für die Forstwirtschaft wichtigen Baumes.

Mit der Vorgehensweise, die etwa auf mehrfache Selektionsschritte setzt, befindet sich Österreich an vorderster Front im Kampf und den Erhalt der Baumart, so der Experte. Trotzdem werde der Bestand sicherlich auch weiterhin zahlenmäßig zurückgehen.

Anlage und Umwelt machen resistent
Ganz einfach gestaltet sich die Rettungsaktion jedenfalls nicht, denn wenn man auch gesunde oder resistente Bäume in der Natur findet, so gibt es trotzdem keine eindeutige Antwort darauf, warum das so ist. "Es ist nicht so, dass es zu 100 Prozent resistente Eschen gibt", erläutert der Experte im Gespräch mit der APA. Das bedeutet wiederum, dass es für diese Krankheit, die durch das Falsche Weiße Stängelbecherchen hervorgerufen wird, auch keine 100-prozentig genetisch bedingte Toleranz gibt. Diese macht wissenschaftlichen Schätzungen zufolge 40 bis 60 Prozent aus. Denn zusätzlich ist ein beträchtlicher Teil der Resistenz auch durch Umweltfaktoren zu erklären: "An den verschiedenen Standorten gibt es etwa eine unterschiedliche Wasser- und Nährstoffversorgung", sagte Geburek beispielsweise.

Daher gilt es zur Auslese der überlebensfähigen Eschen, diese unter standardisierten Umweltbedingungen dem Schädling auszusetzen - und das geschieht im Versuchsgarten bei Tulln. "Hier erzeugt man einen künstlichen, aber kontrollierten starken Infektionsdruck und stellt dann eine Rangfolge der Überlebensfähigkeit der Pflanzen auf", erklärte der Wissenschafter die Vorgehensweise. Diese Pflanzen sind sozusagen die "Kinder" von zuvor rund 1.000 als überlebensfähig identifizierten Mutterbäumen in ganz Österreich. "Einen Großteil davon haben wir schon, und von diesen wurde das Saatgut für den Anbau in Tulln geerntet." Für diese "Resistenzprüfung" ist eine Anzahl von 50 bis 60 Nachkommen pro Mutterbaum vorgesehen, die noch dieses Jahr erreicht wird, womit man auf eine Population von bis zu 60.000 Eschen kommen wird.

Suche nach richtigem "Vater"
Auch dann ist die Rettungsaktion noch nicht zu Ende, denn nach dem Ranking der überlebensfähigsten Eschen-"Kinder" muss als nächster Schritt der männliche "Paarungspartner" gefunden werden. Dazu muss noch einmal der Standort der jeweiligen beernteten Mutterbäume aufgesucht werden, wo man im Umkreis den Pollenspender, also den "Vater" der resistenten Esche suchen muss. "Hat man einen Baum, der infrage kommt, nimmt man von diesem eine Probe, um einen 'Vaterschaftstest' zu machen", erklärte Geburek. Dann erst kann man von den "Elternbäumen" mittels kleiner Astzweige endlich neue Jungbäume auf einer Erhaltungsplantage pflanzen, die dann später einmal resistentes Saatgut produzieren werden. Letzteres wird laut dem Experten 15 bis 20 Jahre dauern.

"Es wird aber auch davor schon eine Zwischenlösung geben", kündigte Geburek an. Denn in zwei bis drei Jahren werden aus den kontrollierten Sämlingen in Tulln die besonders überlebensfähigen per Stecklingsvermehrung dupliziert und können so schon vorher wieder in das Ökosystem Eingang finden.
 

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