28. August 2023 | 14:33 Uhr

manu_oberhuber/Twitter © manu_oberhuber/Twitter

Warnstufe Rot

Feuerwehr kämpft mit tausenden Männern gegen Hochwasser

Der anhaltende Regen hat in Tirol Montagfrüh zu ersten Straßen- und Bahnsperren geführt.

In Tirol hat am Montag weiter in Teilen des Landes eine angespannte Hochwassersituation geherrscht. Hauptbetroffen waren gegen Mittag die Bezirke Imst, und dabei vor allem das Ötztal, sowie der Bezirk Innsbruck-Land. Laut Geosphere und dem Hydrografischen Dienst des Landes soll am Nachmittag die Lage am Alpenhauptkamm weiterhin prekär bleiben, zudem könnten mögliche Gewitter die Situation verschärfen. Insgesamt sind 2.500 Männer der Feuerwehr im Einsatz.

Warnstufe Rot

Der Schwerpunkt verlagere sich im Laufe des Nachmittages in Richtung Zillertaler Alpen und Osttiroler Tauern, teilte das Land mit, das die Landeseinsatzleitung aktiviert hatte. In Osttirol könne es im oberen Teil der Isel zu erhöhten Wasserständen kommen. Zudem könnten Gewitter die Niederschlagsintensität nochmals verstärken. Die Scheitelpunkte bzw. Spitzen wurden an den Zubringern des Inn zwischen Mittag und Abend erwartet, in Innsbruck am Nachmittag und im Unterland in der Nacht auf Dienstag.

 

 

Besonders prekär schien die Lage noch im Ötztal zu sein. Es wurde mit einem erneuten Anstieg der Ötztaler Ache gerechnet, die da und dort bereits über die Ufer getreten war. Im Tumpener Ortsteil Ried mussten 30 Haushalte mit rund 70 Personen evakuiert werden. Sie wurden im örtlichen Vereins- und Feuerwehrhaus untergebracht.

Im bekannten Wintersportort Sölden im hinteren Ötztal wurden vorsorglich alle Brücken gesperrt. "Oberkante, Unterlippe" - so fasste Söldens Bürgermeister Ernst Schöpf (ÖVP) die Wasser-Lage gegenüber der APA zusammen. Er sei aber vorsichtig optimistisch, es gebe immer wieder Regenpausen. Im Laufe des Nachmittags sollte sich die Situation entspannen, meinte der Ortschef. Auch beginne es offenbar in höheren Lagen zu schneien, was für die Hochwasser-Situation von Vorteil sei. "Ich hoffe, dass der Kas bald gegessen ist", so Schöpf.

Auch in anderen Tälern Tirols bangte man. In Jerzens im Pitztal wurden drei Häuser evakuiert. Im Tal kam es zudem laut aktuellen Informationen der Tinetz überdies zu Strom-Versorgungsunterbrechungen. Und im Stubaital trat die Ruetz an mehreren Stellen über die Ufer. Zu größeren Überschwemmungen in Ortsgebieten aufgrund über die Ufer getretener Flüsse oder Bäche kam es bis dato aber nicht, wie es vom Landesfeuerwehrverband gegenüber der APA hieß.

Bahnstrecke gesperrt

 

Der anhaltende Regen führte indes auch zu Straßen- und Bahnsperren. Die Brennerbahnstrecke wurde aufgrund eines Murenabganges zwischen Steinach in Tirol und Brenner bis voraussichtlich Montagabend komplett gesperrt. Für S-Bahnen und den Regionalverkehr sowie den Fernverkehr wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, hieß es seitens der ÖBB. Im Ötztal war die Ötztal Straße (B186) zwischen Längenfeld und Sölden gesperrt.

Neben dieser wurde Montagvormittag die Pitztaler Landesstraße ab Neurur in der Gemeinde St. Leonhard im Pitztal gesperrt. Nach einem Murenabgang war die Brennerstraße (B182) ab Matrei am Brenner nicht befahrbar, selbiges galt für die Stubaital Straße (B183) zwischen Neder und Neustift im Stubaital. Ebenfalls im Stubaital nicht befahrbar war die Ranalter Straße (L232) zwischen Neustift und Mutterbergalm. Laut ÖAMTC kam es auf der Lechtal Straße (B198) zwischen Stanzach und Warth zu Behinderungen auf der Fahrbahn.

 

 

Appell an Bevölkerung

In der Landeshauptstadt Innsbruck rüstete man sich für den Ernstfall. Weil die Pegelstände am Oberlauf des Inn bereits ein hundertjährliches Hochwasser erreicht hatten, wurde der "Sonderalarmplan Inn" für den Bereich Marktplatz bis zum Congress aktiviert. Die Feuerwehren richteten einen Hochwasserschutz ein, die Karwendelbrücke und der Emile-Béthouart-Steg wurden gesperrt. Der Pegelstand der Sill stieg am Vormittag weiter an und teilweise kam es zu Ausuferungen beim Rapoldipark. In den Morgenstunden wurden dort präventive Maßnahmen ergriffen. Auch auf Höhe der Klinik und der Universität wurde der Hochwasserschutz installiert, teilten die Verantwortlichen mit.

In der Silberstadt Schwaz wurde am Vormittag die Steinbrücke vorsorglich gesperrt. Bei der Brücke - die ab November abgerissen und neu gebaut werden soll - ist eine Stabilisierung durch eine Aufschüttung an der Innmauer notwendig. Mit Baggern wird Holz aus dem Inn entfernt, um Verklausungen vorzubeugen, teilte Bürgermeisterin Victoria Weber (SPÖ) in einer Aussendung mit. Die Einsatzkräfte stünden bereit und "rüsten sich für den Ernst der Lage", hieß es.

Montagfrüh war für das Ötztal, Stubaital, Wipptal und das hinteren Zillertal die "rote" Regenwarnung ausgegeben worden, die höchste Stufe. Dabei sei von einer "großen Gefahr von Muren und Hangrutschungen sowie Überschwemmungen auszugehen". Die am Sonntag ausgegebene Hochwasserwarnung am gesamten Innverlauf sowie seiner Zubringer im Oberland, der Sill und der Ziller blieb nach wie vor aufrecht. Die Pegelstände der Ötztaler Ache bei Tumpen, der Krössbach und der Valserbach bei in St. Jodok am Brenner hätten Marken erreicht, die alle 30 Jahre auftreten, hatte das Land mitgeteilt. "In Huben im Ötztal wurde an der Ötztaler Ache bereits ein HQ100 (hundertjährliches Hochwasser, Anm.) verzeichnet", berichtete Elmar Rizzoli, Leiter des Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes.

Das Land Tirol appellierte an die Bevölkerung, "Abstand von Gewässern und überfluteten Flächen" zu halten. Rizzoli empfahl, "die Wettersituation laufend im Blick zu haben - vor allem in den betroffenen Gebieten - und die Pegelstände zu verfolgen". Diese können auf Hydro Online unter www.tirol.gv.at/hydro-online mitverfolgt werden.


 

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