03. April 2013 | 08:33 Uhr
Hasen erfrieren
Wetter macht Tieren das Leben schwer
Der lange Winter macht der heimischen Tierwelt schwer zu schaffen.
Die ungewöhnlich lange Winterwitterung macht den heimischen Wildtieren das Leben schwer, und vor allem den Jungen zahlreicher Arten sogar das Überleben. Feldhasen-Nachwuchs erfriert in den Ackerfurchen, Gämsen, Steinböcke und Rothirsche leiden Hunger, und auch bei den Wildschweinen wird die strenge Kälte im Frühling für einen Rückgang der zuletzt stark angestiegenen Population sorgen.
Problematisch
Problematisch im ökologischen Sinn ist das Wetter für bereits bedrohte Arten, vor allem Bodenbrüter, und die zurückkehrenden Zugvögel, sagte der Biologie Walter Arnold, Leiter des Instituts für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien, im APA-Gespräch. "Bodenbrüter wie die Rebhühner, die als bedroht gelten, hatten schon Gelege. Für Arten wie diese sind solche Ausfalljahre besonders dramatisch."
Betroffen seien auch Birk- und Auerhühner. "Allerdings sind diese Arten von der Biologie her schon ein bisschen auf so etwas eingestellt und haben die Möglichkeit, ein Nachgelege zu produzieren." Verschiebt sich das Schlüpfen der Brut allerdings zu spät nach hinten, haben die Jungvögel oft nicht mehr genug Zeit, Kräfte für den nächsten Winter zu sammeln.
Zugvögel müssen hungern
Zugvögel, die jetzt zu uns zurückkehren, sind überwiegend Insektenfresser und finden vorerst kaum Futter vor. "Hier kann man etwas tun und die Vögel füttern. Am Anfang des Winters ist Vogelfüttern ja eigentlich ein Hobby, aber jetzt ist es wichtig", sagte Arnold. Dabei sollte man über die Ernährungsgewohnheiten der gefiederten Gäste im Garten Bescheid wissen. Rotkehlchen zum Beispiel fressen keine Körner, ihnen kann man mit Katzenfutter über die Runden helfen, erläuterte der Fachmann.
Feldhasen leiden
Vor einem großen Problem stehen die Feldhasen, die um diese Zeit alle schon Junge haben, berichtete Arnold. Feldhasen haben eine sehr eigene Art der Fürsorge: Die Mutter komme nur einmal pro Tag für wenige Minuten zum Säugen zu den Jungen, die ohne Nest groß werden müssen. Bei der herrschenden Kälte erfrieren viele Häschen ungeschützt in den Ackerfurchen. "Derzeit haben sie kaum Überlebenschancen", meinte der Forscher.
In diesem Zusammenhang sei es wichtig, sich an einen Grundsatz im Umgang mit Wildtieren zu erinnern: "Die Tiere besser in der Natur lassen." Feldhasenjunge sollten nicht mit nach Hause genommen werden - auch wenn sie den ganzen Tag über allein sind, seien sie nicht "verlassen", in den allermeisten Fällen komme die Häsin zum nächtlichen Säugen. "Außerdem bringen Sie die zu Hause nicht durch. Die Feldhasenmilch hat einen Fettgehalt von 30 Prozent und kann nicht einfach nachgebaut werden", warnte der Biologie.
Reserven aufgebraucht
Auch Großwild leidet: "Gämsen, Steinböcke und der Rothirsch sind am Ende des Winters am Ende ihrer Reserven angelangt", schilderte Arnold. Während der kalten Jahreszeit leben diese Arten von Fettreserven, die bis zum Frühling aufgebraucht sind. Jetzt finden sie keine frische Nahrung, aber der über den Winter um die Hälfte reduzierte Stoffwechsel fährt rasch nach oben. "Das wird über die Tageslänge gesteuert, nicht über das aktuelle Wetter. Innerhalb von zwei, drei Wochen verdoppelt sich der Nahrungsbedarf." Die Jägerschaft weiß das aber auch und verlängere die Winterfütterung.
Wintersterblichkeit
Eine Folge der Spätwinters im Frühling werden trotzdem Populationsausfälle durch eine deutlich höhere Wintersterblichkeit sein. Das gelte auch für Wildschweine, deren Junge sehr kälteempfindlich seien. Diese Art habe zuletzt aber ohnehin überhandgenommen, meinte der Experte. Ein besonders langer und strenger Winter gehört hin und wieder also offenbar zum natürlich Kreislauf. Im ökologischen Sinn seien die aktuellen Probleme der Wildtiere nämlich, mit Ausnahme der bedrohte Arten, "kein Problem", sagte Arnold.