13. September 2024 | 09:00 Uhr
Bereits ein Toter
Warnstufe Violett! Sintflut-Regenwalze fegt jetzt übers Land
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag führten heftige Regen- und Schneefälle in Salzburg zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen und Unfällen.
Besonders betroffen waren die Bezirke Pinzgau und Pongau, wo umgestürzte Bäume und winterliche Fahrbedingungen zu Verkehrsstörungen und Unfällen führten. In mehreren Fällen wurden Personen verletzt, teils schwer.
Unwetter in Salzburg: 20 Feuerwehreinsätze und zahlreiche Unfälle
Laut Angaben des Landes Salzburg mussten die Feuerwehren in der Nacht aufgrund der Witterungsverhältnisse zu rund 20 Einsätzen ausrücken. Besonders betroffen waren die Regionen Pinzgau und Pongau, wo umgestürzte Bäume von den Straßen entfernt werden mussten.
© uwz
Die aktuelle Unwetter-Warnkarte der Unwetterzentrale leuchtet Violett.
Verkehrsunfälle in Saalfelden und am Filzensattel
Am Donnerstagnachmittag ereignete sich in Saalfelden ein Unfall, als eine 18-jährige Fahrerin ihr Auto abbremste, um einem anderen Fahrzeug das Linksabbiegen zu ermöglichen. Ein hinter ihr fahrender 42-jähriger Klein-LKW-Lenker konnte auf der nassen Fahrbahn nicht rechtzeitig anhalten, kam ins Schleudern und kollidierte mit dem Auto der jungen Frau. Beide Unfallbeteiligten mussten mit Verletzungen ins Tauerklinikum Zell am See (Salzburg) eingeliefert werden.
© uwz
So sieht die Sintflut-Regenwalze auf dem Radar aus. (Stand 13.09. 09:25 Uhr)
Zur gleichen Zeit verunglückte ein Motorradfahrer auf der B164 (Hochkönigstraße) im Bereich des Filzensattels. Der Fahrer kam aufgrund der winterlichen Fahrbahnverhältnisse in einer Kurve von der Straße ab und prallte gegen eine Leitschiene. Auch er erlitt Verletzungen unbestimmten Grades. Die Straße wurde nach Rücksprache mit der zuständigen Behörde (Bezirkshauptmannschaft Zell am See) wegen der Gefahr durch umstürzende Bäume und Schneeglätte gesperrt.
Erstmals September-Schnee in Mariazell
Besonders ungewöhnlich: Zum ersten Mal in der Messgeschichte fiel im September Schnee in Mariazell (Steiermark). Noch vor wenigen Tagen wurde dort ein Hitzerekord gemeldet. Ein drastischer Wetterumschwung, der auch in vielen anderen Teilen Österreichs für winterliche Bedingungen sorgte.
Straßensperren und Schneekettenpflicht in Salzburg
Das Wetter führte zu weitreichenden Einschränkungen im Straßenverkehr, so der ORF. Mehrere Straßen, darunter die Rauriser Landesstraße, die Großglockner Hochalpenstraße sowie der Filzensattel, sind aktuell gesperrt. Für einige Straßen gilt Schneekettenpflicht, darunter die B164 (Hochkönigstraße), die B99 (Katschbergstraße) und die Gerlosstraße.
Tiefster Winter oberhalb von 1.000 Metern
Laut der Unwetterzentrale herrschen über 1.000 Metern bereits tiefwinterliche Bedingungen. Auf der Plattform "X" wurde ein Bild aus Hohentauern in der Obersteiermark (auf etwa 1.200 Meter Seehöhe) geteilt, das die winterlichen Verhältnisse zeigt.
Guten Morgen. Das ist heute in den Nordalpen ein lokal tief winterliches Erwachen - hier Hohentauern in der Obersteiermark auf 1200 m. Zum Teil hat es sogar bis 600 m hinab geschneit (Hall/Admont, Pongau).
— uwz.at (@uwz_at) September 13, 2024
Quelle: https://t.co/33cUxOQtZd pic.twitter.com/W6YUgOoDKh
An einigen Stellen, wie in Hall (Oberösterreich) und Admont (Steiermark), fiel der Schnee sogar bis auf 600 Meter herab.
Ein Toter und mehrere Schwerverletzte
Auf den regennassen Straßen kam es auch in anderen Bundesländern zu schweren Unfällen. In St. Egyden (Niederösterreich) ereignete sich ein Frontalzusammenstoß, bei dem alle vier Insassen eingeklemmt wurden. Trotz intensiver Rettungsversuche verstarb ein Fahrer noch an der Unfallstelle, die drei weiteren Insassen erlitten schwere Verletzungen. Ebenfalls aufgrund des Regens verlor ein 38-jähriger Autofahrer zwischen Gersdorf und Mureck (Steiermark) die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallte gegen einen Baum. Er wurde mit Verletzungen unbestimmten Grades ins Krankenhaus eingeliefert.
Im Kärntner Bezirk St. Veit an der Glan ereignete sich ein weiterer schwerer Unfall: Ein 71-jähriger Autofahrer stürzte mit seinem Fahrzeug 40 Meter in die Tiefe und blieb am Dach liegen. Glücklicherweise konnte er sich selbst aus dem Wrack befreien, jedoch hatte er keinen Handyempfang, um Hilfe zu rufen. Erst als Bekannte den Unfallort entdeckten, konnte die Rettungskette ausgelöst werden.
Meteorologe kritisiert ORF scharf
Für Aufsehen sorgte der bekannte Meteorologe Jörg Kachelmann, der auf "X" (ehemals Twitter) den Wetterbericht des ORF Niederösterreich scharf kritisierte. Kachelmann warf dem Sender vor, die ernste Wetterlage zu verharmlosen, nachdem dort über 300 Liter Niederschlag als weniger gravierend dargestellt wurden.
VerbrecherInnen @orf Niederösterreich, die so tun, als ob 300 mm Regen nur eine kleine Inkonvenienz seien, kein Wort von den Auswirkungen und ein kleiner Schmäh dazu, ist ja bald vorbei.
— Jörg @kachelmann anderswo: @realkachelmann (@Kachelmann) September 12, 2024
Wenn Menschen in NÖ sterben, hat sie auch das @orf auf dem Gewissen https://t.co/HUIjqLvkQh
Kachelmann bezeichnete die Verantwortlichen des ORF als "VerbrecherInnen" und machte sie mitverantwortlich, falls durch das Unwetter in Niederösterreich weitere Menschen zu Schaden kommen.
September-Regenrekorde in Gefahr
Die Unwetterzentrale UBIMET berichtete, dass in einigen Regionen, wie etwa im Pielachtal (Niederösterreich), bereits über 170 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen wurden.
Um die zu erwartenden Niederschlagsmengen besser einordnen zu können: Im Bild sehen wir die bisherigen September-Regenrekorde.
— uwz.at (@uwz_at) September 13, 2024
196 l/m² in Wien-Döbling, 314 l/m² in Mariazell. Lokal werden diese Rekorde (aus dem Jahr 2007) in nur wenigen Tagen übertroffen! pic.twitter.com/N5dRBVTk6i
Für die kommenden Tage wird jedoch mit deutlich höheren Niederschlagsmengen gerechnet, die die bisherigen September-Rekorde deutlich übertreffen könnten.
ÖBB sperren Tauernstrecke wegen Schneefällen
Auch der Bahnverkehr blieb von den heftigen Schneefällen nicht verschont. Bereits in der Nacht sperrten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) vorsorglich die Tauernstrecke südlich von Bad Hofgastein (Salzburg). Dadurch ist der Ort Bad Gastein aktuell vom Bahnverkehr abgeschnitten. Es wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, jedoch gestaltete sich die Situation schwierig, da mehrere Nachtzüge bereits auf der Strecke unterwegs waren. Diese mussten in den Bahnhöfen stoppen und den Reisenden als Notquartiere dienen.