29. Februar 2012 | 09:37 Uhr
Gefahr steigt
Mit dem Tauwetter kommt das Hochwasser
Die milden Temperaturen lassen Lawinen- und Hochwassergefahr steigen.
Die Temperaturen steigen in den kommenden Tagen in frühlingshafte Sphären, Österreich darf sich nach einer ungewöhnlich langen Kälteperiode im Februar auf Tauwetter freuen. Doch nicht überall wird gejubelt und gefeiert. Denn wenn die teils enormen Schneemassen zu schmelzen beginnen, steigt nicht nur die Lawinen-, sondern auch die Hochwassergefahr. Die Warndienste in den Bundesländern zeigten sich allerdings gut vorbereitet und erwarten keine allzu großen Schwierigkeiten.
Hochwasser
Nach den bitteren Erfahrungen von 1999, als Vorarlberg nach einem extrem schneereichen Winter zu Pfingsten von einem Jahrhundert-Hochwasser heimgesucht wurde, ist man im äußersten Westen Österreichs heuer besonders auf der Hut. Denn auch in dem gerade zu Ende gehenden Winter fiel in den Bergen enorm viel Schnee - etwa im Jänner in manchen Regionen doppelt so viel wie üblich. "Wir hoffen auf eine konstante Schneeschmelze", sagte der zuständige Landesrat Erich Schwärzler (V) angesichts des Bedrohungsszenarios.
Gut vorbereitet
Eine Kombination aus hohen Temperaturen und anhaltendem Regen in den höher gelegenen Regionen "könnte etwas auslösen, das wir alle nicht wollen", so Landeshauptmann Markus Wallner (V). Schwärzler betonte jedoch, in den vergangenen Jahren viel Geld in die Hochwassersicherheit investiert worden sei. Anhand der eingerichteten Messstellen habe man die Situation jederzeit im Blick. Mit den frühlingshaften Temperaturen zu Wochenmitte stieg nach Angaben der Landeswarnzentrale die Gefahr von Nassschneelawinen markant an.
Lawinengefahr
In Salzburg könnte es zu lokalen, aber voraussichtlich nicht massiven Überschwemmungen kommen. "Das Potenzial von Gleitschneeabgängen und Überflutungen ist gegeben", sagte Meteorologe Christian Ortner von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). "Nach unseren Modellen ist keine dramatische Erhöhung der großen Flüsse - der Salzach, Saalach und Lammer - zu erwarten", beruhigte Hans Wiesenegger, Leiter des Hydrographischen Dienstes.
Die Schneedecke in den Bergen werde durch den Regen durchfeuchtet, weshalb kleinere bis mittlere Nassschneelawinen abgehen könnten, so Ortner. Die Situation bezeichnete er als "durchaus heikel", eine massive Gefahr drohe aber nicht. Hochdruckeinfluss bringt am Donnerstag und Freitag viel Sonnenschein mit sehr milden Temperaturen nach Salzburg. Selbst in 1.500 Metern könnten die Thermometer bis zu acht Grad plus anzeigen.
Stufe "3"
Der steirische Lawinenwarndienst meldete am Mittwoch einen Anstieg der Schneebrettgefahr, auch "spontane Lockerschneelawinen" sowie Nassschneelawinen aus allen Expositionen aufgrund andauernden Regens seien möglich. Die allgemeine Lawinenwarnung liege auf Stufe drei von fünf. Bezüglich Überschwemmungen wollte man sich bei den Feuerwehren auf keine Spekulationen einlassen: "Es kommt auch darauf an, ob der Boden schon aufgetaut ist und Wasser aufnehmen kann. Wir beobachten die Situation und haben bereits Sandsäcke und Pumpen vorbereitet, um rasch Wasser von Objekten ableiten zu können", sagte der Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos, Thomas Meier, zur APA.
In Oberösterreich herrscht derzeit keine Hochwassergefahr. Durch die Niederschläge der vergangenen 24 Stunden habe es zwar "da und dort ein bisserl höhere Wasserführung" gegeben, am Mittwochvormittag soll es aber zu regnen aufhören, so Reinhold Enzenebner vom Hydrographischen Dienst. Für die kommenden zwei, drei Tage seien keine Probleme zu erwarten, denn "reines Tauwetter allein verursacht kein Hochwasser". Dies könne sich jedoch ändern, sollte es warm bleiben und weiterhin regnen.
Die Abteilung Hydrologie und Geoinformation beim Amt der NÖ Landesregierung sah am Mittwoch vorerst keine Hochwassergefahr im Bundesland. Man liege aktuell "überall im Mittelwasser-Bereich". In den Türnitzer und Ybbstaler Alpen sowie im Rax-Schneeberggebiet galt erhebliche Lawinengefahr. Die Gefahr von Nassschneelawinen bleibt laut Lawinenwarndienst bestehen bzw. steigt durch Regen und Erwärmung sogar an. Speziell in den tiefen Lagen sei mit Nassschneelawinen aus steilen Böschungen sowie Gras- und Wiesenhängen zu rechnen. Aber auch aus höheren Lagen könnten spontane Abgänge nicht ausgeschlossen werden.
In Kärnten ist laut Christian Stefan von der ZAMG "sicher nicht mit Problemen wegen der Schneeschmelze zu rechnen". In beinahe ganz Kärnten wurden im bisherigen Winter nicht einmal 50 Prozent der normalen Winterschneemenge gemessen. In Kötschach-Mauthen (Bezirk Hermagor) liegt beispielsweise nur ein Drittel des normalen Niederschlags. Die Trockenheit bereitet der Natur bereits Probleme, einzelne abgelegene Bauernhöfe müssen von Feuerwehren mit Wasser versorgt werden. Nur in den Hohen Tauern - etwa in Mallnitz (Bezirk Spittal) - wurden laut Stefan 100 Prozent der Normalschneemenge erreicht.
Auch in Tirol rechnet der hydrographische Dienst nicht mit Hochwasser. Die Gewässer-Pegelstände befänden sich durchwegs auf Normalniveau. In den niederen Einzugsgebieten werde eine geringe Wasserhebung erwartet. Dort könnten einzelne Felder kleinräumig überflutet werden. Der Tiroler Lawinenwarndienst wies am Mittwoch auf einen Anstieg der Lawinengefahr durch Sonneneinstrahlung und Temperaturanstieg hin. Unter 2.400 Meter werde die Stufe "3" der fünfteiligen Skala erreicht. Zudem blieben Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen weiterhin eine Thema.