18. Juli 2024 | 09:00 Uhr
Klimaforscher im ORF
"Mehr Hitze- als Verkehrstote" - Extrem-Wetter nicht mehr abwendbar
In Österreich vergeht kaum eine Woche ohne schwere Gewitter und immense Unwetterschäden.
Ein Klimaforscher erklärte nun im ORF, dass diese Extremwetterereignisse nicht mehr umkehrbar sind.
Extremwetter in Österreich: Kein Zurück mehr
Starke Regenfälle, Hagelgewitter, Stürme und Blitze sorgten in den letzten Tagen für massive Schäden und Überflutungen. Am Mittwochabend traf es dieses Mal Kärnten und die Steiermark. In diesen Bundesländern wurde Wetteralarm ausgelöst. Die Steiermark, die in den letzten Wochen bereits von zahlreichen Unwettern betroffen war, hat den Katastrophenalarm ausgerufen. Besonders betroffen sind die Gemeinden Thörl, Traboch und Mautern.
Auch der Schienenverkehr blieb nicht verschont. Wie die ÖBB am Mittwochmorgen mitteilten, kann zwischen Mürzzuschlag und Krieglach derzeit kein Zug fahren. Grund dafür ist ein riesiger Murenabgang. In den Bezirken Bruck an der Mur und Liezen gab es schwere Überflutungen, sogar Dämme drohten zu brechen. Nach den Unwettern der letzten Tage reichte ein neuerliches, kurzes Starkregen-Gewitter. 100 Liter pro Quadratmeter fielen vom Himmel.
Unwetter-Katastrophen als neue Normalität
Massive Hitze und schwerste Gewitter – ist dieser Sommer ein Ausnahme-Extremsommer oder müssen wir uns künftig auf katastrophale Wetterkapriolen einstellen, weil diese zur Normalität werden? Das analysierte am späten Mittwochabend der Klimaforscher Marc Olefs in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf. "Wir beobachten in Österreich, dass kurzzeitiger Starkregen seit den 1980er Jahren um 15 Prozent zugenommen hat", erklärte Olefs. Die Temperatur habe um drei Grad zugenommen.
Starke Niederschläge nehmen zu
Die Tage mit schwachen Niederschlägen seien zurückgegangen, während jene mit starken Niederschlägen zugenommen hätten, so Olefs. Österreich schütze sich mittlerweile besser gegen die Extremwetterereignisse, weswegen die Schadenssumme durch Unwetter nicht so extrem ansteige, fügte der Forscher hinzu. Aber: Durch die weiteren Treibhausgasemissionen würden die Risiken von Unwettern weiter zunehmen. "Wir müssen das Grundübel an der Wurzel packen und die fossilen Energieträger auf Null runterfahren."
"Mehr Hitze- als Verkehrstote"
"Wir haben mehr Hitze- als Verkehrstote", warnte der Forscher. Hitze sei die größte Gefahr, noch vor Stürmen und Starkregen. Der Permafrost taue auf, was zusätzlich zu einer extremen Gefährdungslage führe. Es gibt kein Zurück mehr, so der Forscher, die Extremwetterereignisse könne man nicht mehr umkehren. Einzig möglich sei, das jetzige Niveau an Hitze und Unwetterschäden zu halten, aber nicht mehr zu verringern. Dazu könne jede und jeder beitragen. Wenn man beispielsweise mit dem Verbrennungsmotor zum Supermarkt fahre, habe man in 500 Jahren noch 30 Prozent der Emissionen, die man in die Atmosphäre blase.
Emissionen im Fokus
Eine "fatale Schlussfolgerung" sei es laut Olefs, dass Österreich so einen kleinen Anteil an den Emissionen habe, dass es egal wäre, ob diese verringert würden oder nicht. Jedes Land müsse seinen Beitrag leisten, sonst werde es zur weiteren Eskalation mit Wetterextremen kommen. Jeder Einzelne sei aufgefordert, etwas zu tun. Grundstücksbesitzer sollten ihre Grundstücke so gut es gehe entsiegeln. In Städten wie Wien helfe es, die "natürliche Klimaanlage" zu nutzen und in der Nacht zu lüften.