10. Oktober 2024 | 13:00 Uhr

Sonnensturm_Header.png © X/@JAtanackov

Polarlichter möglich

Experten warnen: Sonnensturm trifft Erde jetzt mit voller Wucht

Ein massiver Sonnensturm, der mit enormer Geschwindigkeit auf die Erde zurast, könnte in den kommenden Stunden nicht nur für spektakuläre Polarlichter sorgen, sondern auch für technische Störungen. 

Experten warnen vor den möglichen Auswirkungen, darunter Probleme im Stromnetz und Störungen im Funkverkehr. Besonders spannend ist die Form des koronalen Masseauswurfs, die an eine bekannte Filmszene erinnert.

Sonnensturm: Polarlichter und technische Störungen möglich 

Unsere Sonne zeigt derzeit eine außergewöhnlich hohe Aktivität. Immer wieder kommt es zu Eruptionen an ihrer Oberfläche, bei denen große Mengen geladener Partikel ins All geschleudert werden. Am vergangenen Dienstag wurde erneut solches Material in den Weltraum geschossen – und diesmal direkt auf die Erde gerichtet. Der Sturm wird voraussichtlich noch am Donnerstag auf unseren Planeten treffen.

 

Sonnensturm erreicht Höchstgeschwindigkeit

Die GeoSphere Austria hat am Donnerstagvormittag eine Warnung herausgegeben. Ein Sonnensturm, der mit rund 1.000 Kilometern pro Sekunde unterwegs ist, bewegt sich auf die Erde zu. Das kosmische Phänomen wird noch am Donnerstagnachmittag auf die Magnetosphäre unseres Planeten treffen. Besonders beachtenswert ist dabei die außergewöhnliche Form des koronalen Masseauswurfs. Ryan French, ein Astrophysiker aus Großbritannien, verglich die Erscheinung mit dem Balrog, einem bekannten Wesen aus Peter Jacksons "Herr der Ringe"-Verfilmung und der Amazon-Serie "Ringe der Macht".

 

Diese bildhafte Beschreibung unterstreicht die Einzigartigkeit des Sonnensturms, der aus der Region AR 3848 auf der Sonnenoberfläche stammt.

Ursprung des Sturms in aktiver Sonnenregion

Die aktive Region AR 3848 auf der Sonne, die als sogenannte Beta-Gamma-Delta-Region bezeichnet wird, zeichnet sich durch ein besonders komplexes Magnetfeld aus. Laut dem Weltraumforscher Steph Yardley bietet diese Struktur optimale Voraussetzungen für heftige Eruptionen. Am frühen Morgen des 9. Oktobers, um etwa 4 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ), wurde der Sonnensturm, den French als "Balrog" bezeichnet, Richtung Erde geschleudert.

 

Sonnensturm der Kategorie X erreicht höchste Intensität

Dieser Sonnensturm wird in die höchste Klasse X eingestuft und erreicht dabei eine Stärke von 1,8. Die US-amerikanische Weltraumwetterbehörde NOAA geht davon aus, dass der Sturm beim Aufeinandertreffen mit dem Erdmagnetfeld und der Atmosphäre einen geomagnetischen Sturm der zweithöchsten Klasse G4 (schwer) auslösen wird. Eine offizielle Warnung wurde für Donnerstag und Freitag ausgegeben.

 

Polarlichter bis in südliche Regionen

Besonders sichtbar wird der Sonnensturm durch das Auftreten von Polarlichtern, die aufgrund der intensiven Aktivität in wesentlich südlicheren Regionen zu sehen sein könnten als normalerweise. Ab dem 45. Breitengrad, also ab etwa der geografischen Höhe von Istrien (Kroatien), können Polarlichter erwartet werden. Auch in Österreich könnten diese Lichtspiele am Himmel sichtbar sein, sofern das Wetter mitspielt. Die besten Chancen auf klare Sicht haben laut UBIMET die Bewohner in Osttirol sowie später auch in Teilen der Obersteiermark und des Nordostens von Niederösterreich.

Sonnensturm_Bild1.png © NOAA

Polarlichter sind bis in den Süden möglich.

Mögliche technische Störungen: Stromausfälle und Funkprobleme

Neben den spektakulären Polarlichtern gibt es auch ernstzunehmende technische Risiken. Der Sonnensturm kann elektromagnetische Störungen verursachen, die insbesondere die Spannungsregelung in Stromnetzen beeinflussen könnten. Laut NOAA könnten einige Schutzsysteme daraufhin fälschlicherweise wichtige Anlagen vom Stromnetz trennen. Darüber hinaus könnten Funkverbindungen, insbesondere im Kurzwellenbereich, durch den Sonnensturm gestört werden, was vorübergehende Radio-Blackouts zur Folge haben könnte.

Sonnensturm_Bild2.png © NOAA

Experten gaben eine Warnung aus.

Die Gefahr von extremen Sonnenstürmen

Obwohl bei diesem Sonnensturm keine katastrophalen Auswirkungen erwartet werden, erinnert die Expertin Melanie Heil von der ESA-Weltraumwettermission in Darmstadt daran, dass jederzeit ein noch stärkerer Sturm auftreten könnte. Heil warnte bereits in der Vergangenheit vor der potenziellen Gefahr extremer Sonnenstürme, die gravierende Folgen haben könnten. Im schlimmsten Fall könnte ein solcher Sturm die modernen technologischen Infrastrukturen weltweit schwer beeinträchtigen und uns, wie sie betont, „in die Steinzeit zurückwerfen“.

 

Potenzielle Auswirkungen auf die Infrastruktur

Die Warnungen vor den Auswirkungen solcher Stürme sind nicht neu. Der Wissenschaftsdirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), Günther Hasinger, sprach in einem früheren Interview mit dem „Spiegel“ von einem möglichen Extremfall. „Erreicht so ein Sonnensturm die Erde, kann er uns vorübergehend in die technologische Steinzeit zurückwerfen“, betonte Hasinger. Besonders empfindlich reagieren Stromnetze und digitale Infrastrukturen. Ein solches Ereignis könnte Strom- und Mobilfunknetze lahmlegen, die digitale Kommunikation unterbrechen und sogar Krankenhäuser und Kernkraftwerke zwingen, auf Notstromaggregate umzuschalten.

Satelliten und Raumfahrt besonders gefährdet

Noch bevor die Auswirkungen auf der Erde zu spüren wären, könnten Satelliten erheblich betroffen sein. Die geladenen solaren Teilchen könnten Spannungsspitzen in der Elektronik auslösen, was zu Ausfällen bei der Satellitennavigation oder dem Fernsehempfang führen könnte. Auch Astronauten, die sich im All befinden, wären direkt bedroht. Die geladenen Teilchen können das Erbgut von Menschen schädigen und das Risiko von Krebserkrankungen erhöhen, wie Hasinger erklärt.

Zeitfenster zur Vorbereitung

Wenn extreme Sonnenstürme frühzeitig erkannt werden, bleibt der Menschheit ein kleines Zeitfenster, um Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Laut Hasinger bleiben nach der Entdeckung eines Sonnensturms etwa acht Stunden bis zwei Tage, bevor die Teilchen auf die Erde treffen. In dieser Zeit könnte die Stromversorgung auf das Nötigste heruntergefahren werden, um Schäden an empfindlichen Anlagen zu verhindern.

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