27. März 2025 | 11:31 Uhr

Horror-Prognose
Experten schlagen Alarm: Venedig drohen dramatische Überschwemmungen
Die italienische Lagunenstadt Venedig steht vor einer düsteren Zukunft. Der steigende Meeresspiegel stellt eine immer größere Gefahr dar, und neue Forschungsergebnisse zeigen, dass das aktuelle Dammsystem MOSE die Stadt nur noch für begrenzte Zeit schützen kann.
Wissenschaftler warnen vor häufigeren und intensiveren Überschwemmungen, die bis zum Jahr 2150 dazu führen könnten, dass große Teile Venedigs dauerhaft unter Wasser stehen.
Wissenschaftler prognostizieren dramatische Entwicklung
Das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) hat verschiedene Szenarien für die Zukunft der Stadt auf Basis aktueller Klimadaten berechnet. Diese Prognosen betreffen die Jahre 2050, 2100 und 2150 und gehen davon aus, dass ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen der steigende Meeresspiegel große Teile der Lagune überfluten wird.
Der berühmte Markusplatz könnte dauerhaft unter Wasser sein.
Marco Anzidei, Forschungskoordinator des INGV, betonte: "Unsere Studie soll die Entwicklung des Meeresspiegels in der Lagune von Venedig aufzeigen, um zu verstehen, wie sie sich auf diese bedeutende Stadt auswirken wird." Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Bereits gegen Ende des Jahrhunderts könnte der mittlere Meeresspiegel um über 60 Zentimeter steigen – eine Bedrohung für die historische Altstadt.
Venedig versinkt und ertrinkt gleichzeitig
Neben dem steigenden Wasserpegel kommt eine weitere Gefahr hinzu: Der Untergrund der Stadt senkt sich kontinuierlich ab – um etwa sieben Millimeter pro Jahr. Dadurch wird die Anfälligkeit für Überschwemmungen zusätzlich verstärkt. Besonders tiefer gelegene Bereiche der Lagune sind betroffen, was erhebliche Folgen für die Infrastruktur und Wirtschaft mit sich bringt.
Das mobile Dammsystem MOSE ist für außergewöhnliche Ereignisse optimal durchdacht, jedoch nicht für den unaufhaltsamen Anstieg des Meeresspiegels.
Laut der INGV-Studie führt der steigende Meeresspiegel in Kombination mit der Bodenabsenkung zu Küstenerosion, Verlust von Stränden und immer häufigeren Überschwemmungen. "Das hat nicht nur ökologische, sondern auch gravierende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen", warnte Anzidei.
Schlimmstes Szenario: Stadt unter Wasser
Besonders alarmierend sind die Vorhersagen für das Jahr 2150. In einem sogenannten Worst-Case-Szenario könnten extreme Hochwasserstände, wie sie 1966 und 2019 bereits auftraten, dazu führen, dass der Pegel in der Lagune bis zu 3,47 Meter über den aktuellen Referenzwert steigt. In einem solchen Fall würde das überflutete Gebiet bis zu 226 Quadratkilometer umfassen, was weite Teile der Stadt dauerhaft unbewohnbar machen würde. Ein besonders kritischer Punkt ist der Markusplatz. Er liegt nur 80 Zentimeter über dem Meeresspiegel – eine Erhöhung um wenige weitere Zentimeter könnte dazu führen, dass er vollständig unter Wasser steht.
Dammsystem MOSE stößt an seine Grenzen
Die Barriere MOSE, die Venedig vor Hochwasser schützen soll, könnte den steigenden Pegeln langfristig nicht standhalten. Die Konstruktion aus 78 riesigen Metalltoren wurde mit Kosten von rund sieben Milliarden Euro errichtet und 2020 in Betrieb genommen. Doch laut Experten ist das System nicht für extreme Hochwasserereignisse der Zukunft ausgelegt. Zusätzlich gibt es ökologische Bedenken: Wenn die Barrieren häufig geschlossen bleiben, könnte dies den Wasseraustausch zwischen Lagune und Meer massiv einschränken. Kritiker befürchten, dass sich die Lagune in eine stehende Gewässerzone mit schlechter Wasserqualität verwandelt.
Handlungsbedarf für Politik und Bevölkerung
Die Studienautoren fordern schnelle Maßnahmen, um Venedig langfristig zu schützen. "Die Stadtverwaltung und politische Entscheidungsträger müssen ihre Pläne dringend anpassen und Lösungen entwickeln, um die Stadt und ihre Lagune zu erhalten", so Anzidei. Auch die Menschen vor Ort müssten auf die zunehmende Bedrohung vorbereitet werden. Ob neue Schutzmechanismen errichtet oder bestehende Systeme verbessert werden, bleibt eine Frage der politischen und wirtschaftlichen Prioritäten. Klar ist jedoch: Ohne zusätzliche Maßnahmen wird Venedig langfristig nicht gegen den steigenden Meeresspiegel bestehen können.